Mühlenplatz und Mühlenstraße
Im Monat März halten wir uns auf dem Mühlenplatz und in der Mühlenstraße auf. Die Stadtmühle hat in der Geschichte Möllns lange eine sehr wichtige Rolle gespielt. Siegel und Wappen der Stadt Mölln sind sichtbarer Ausdruck der Bedeutung der Mühle. Bereits 1278 wurde die Mühle in einer Urkunde des lauenburgischen Herzogs Johann erstmalig in einer Urkunde erwähnt.
Für die Mühle wurde eine Wasserzufuhr an den Standort erforderlich – der Mühlengraben, der zum Schulsee ein Gefälle von ca. 3 Metern aufweist. Die Mühle hatte erhebliche wirtschaftliche Bedeutung für Mölln, sie war die Haupteinnahmequelle der Stadt: 1708 deckten die Einnahmen aus der Mühle von 2.600 Mark mehr als die Hälfte der gesamten Ausgaben der Stadt von rund 4400 Mark. Durch die Malzmühle wurde der Haupterwerbszweig der Möllner Bürger ermöglicht: die Bierbrauerei.
Die Verwaltung der Mühle erfolgte durch die Stadt. Zwei Ratsherren fungierten jeweils als Mühlenherren. Der Müller war als „Mühlenmeister“ ein städtischer Bediensteter, der vom Magistrat vereidigt wurde. Die „Mahlgäste“ der Stadtmühle waren vor allem die Möllner Bürger und Bewohner der umliegenden Orte. Nach einem Vertrag zwischen dem Amt Ratzeburg und der Stadt Mölln aus dem frühen 18. Jahrhundert waren das die Bewohner der Dörfer Bälau, Borstorf, und halb Breitenfelde.
1864/65 ersetzte ein neues Mühlengebäude mit einer eingebauten Turbine das Vorgängergebäude an gleicher Stelle. Das Geländer am Mühlenzufluss stammt aus der Eisengießerei Burmester in Mölln. („Ein drastischer architektonischer Stilbruch, sehr wahrscheinlich als solcher beabsichtigt, um klarzumachen, dass auch in Mölln das neue technische Zeitalter angebrochen war.“
1958 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt. Nach einer umfassenden Sanierung wurde und wird die Stadtmühle als Wohn- und Geschäftshaus wieder genutzt.
Die Bilder des Hauses Mühlenstraße 9 – mit den lodernden Flammen in der Nacht vom 22. auf den 23. November 1992 oder später als Brandruine – gingen um die Welt. Drei Menschen wurden bei dem von Neonazis verübten Brandanschlag ermordet. Heute erinnert eine Gedenktafel am Haus und der Name „Bahide-Arslan-Haus“ an dieses Ereignis.
Die Geschichte des Hauses reicht bis in das 19. Jahrhundert zurück. Die frühere Scheune wurde nach Verkauf im Jahre 1821 zu einem Wohnhaus umgebaut. Lohgerbereibesitzer G. Burmester teilt 1887 seine Absicht mit, hinter seinem Wohnhaus eine Gerberwerkstelle massiv [...] zu bauen.
Nach der angeschlossenen Zeichnung handelt es sich dabei um das Verbindungsgebäude zwischen dem an die Mühlenstraße grenzenden Wohnhaus und dem rückwärtigen Stallgebäude.
In dem Hintergebäude wird durch Heinrich Peters im Sommer 1915 eine kleine Lohmühlenanlage „zu eigenem Bedarf" errichtet. 1923 wurde der Bau eines rückseitig (zum Wallgraben) angrenzenden Schuppens genehmigt, der massiv gemauert und mit einem Pappdach versehen ist.
1948 beabsichtigte H. Peters die „Instandsetzung seines bereits bestehenden Stallgebäudes am Mühlengraben " und die „Schaffung eines Lagerraumes Die Hintergebäude, seit 1969 teilweise als Puppenmuseum der Puppenbühne Fritz Fey genutzt, wurden 1978 zu Ausstellungsräumen umgebaut, worauf die Dettmann'sche Vogelsammlung hier untergebracht wurde. Dieses naturkundliche Heimatmuseum bleibt bis zu den Brandanschlägen vom 23. November 1992 in diesem Gebäude. Nach einem gründlichen Umbau zog die Internationale Begegnungsstätte hier ein.
Im vorderen Wohnhaus begann Nizamettin Akgül am 31. Oktober 1974 seinen Einzelhandel mit türkischen Spezialitäten und am 2. Juni 1976 erwarb die Stadt Mölln das Grundstück Mühlenstraße 9 von Alfred Peters.
Grundstück und Gebäude nebenan, also Mühlenstraße 10, bildeten über Jahrzehnte ein wichtiges Zentrum in der Möllner Altstadt. 19894 plante und baute der Gastwirt Ehlers dort einen prunkvollen Neubau als Gaststäte. Zugleich entstand hinter dem Haus zum Wallgraben hin ein großer Festsaal, der aus Holz gebaut wurde. Dort fanden die in der Stadt üblichen zahlreichen Veranstaltungen, wie z.B. Aufführungen von Laientheater, Ausstellungen u.a. statt. Ein fotografisch festgehaltenes Ereignis war beispielsweise nach dem 2. WK ein „Schaufrisieren“ mit dutzenden Damen und Mädchen.
Der Möllner Künstler Max Ahrens hat den Festsaal mit einer großen Zahl von Zeichnungen geschmückt; von ihnen existieren leider nur wenige qualitativ schlechte Fotos; mit dem Abriss des Festsaals 1976 verschwanden die Bilder leider spurlos.
Die Gastwirtschaft lebte als türkisches Restaurant noch bis 1984 unter dem Namen „Bosporus“ weiter. Der heutige Neubau in der Mühlenstraße 10 diente verschiedenen Zwecken.