Stadtgeschichte
Mölln liegt auf halbem Weg zwischen der Elbe und der Hansestadt Lübeck. Diese Lage begünstigte die Entwicklung der Stadt in den ersten Jahrhunderten ihres Bestehens. Besonders die Nähe der mächtigen und reichen Hansestadt im Norden beeinflusste durch das Mittelalter und die frühe Neuzeit die Geschichte Möllns.
Schon die urkundliche Ersterwähnung im Jahre 1188 ist Beleg für diesen Einfluss. Kaiser Friedrich Barbarossa sicherte in dieser Urkunde der Stadt Lübeck bedeutende Rechte zu. Der Machtbereich Lübecks geht „ad stagnum mulne“, also bis zum Möllner See.
Der Name der Stadt lässt an das Wort „Mühle“ denken, aber die Sprachforschung führt ihn auf ein slawisches Wort zurück, das einen „Ort am trüben Wasser“ bezeichnet.
Um den Kirchhügel herum wurde die Siedlung auf dem Werder planmäßig angelegt und erhielt zu Beginn des 13. Jahrhunderts Lübecker Stadtrecht. Auch der Baubeginn der Kirche St. Nicolai fällt in diese Zeit.
Mölln profitierte von seiner verkehrsgünstigen Lage am Schnittpunkt wichtiger Handelswege. Die „Alte Salzstraße“ traf hier auf andere Wege, die aus dem Hamburger Raum ostwärts nach Mecklenburg führten. Hinzu kam der 1398 fertig gestellte Stecknitzkanal.
Die wirtschaftliche und strategische Lage der Stadt weckte das Interesse der Hansestadt Lübeck, die eine gezielte Territorialpolitik zur Sicherung ihrer Handelswege betrieb.
Die verschuldeten lauenburgischen Herzöge, die vorher Mölln besessen hatten, verpfändeten die Stadt Mölln und die dazugehörige Vogtei im Jahre 1359 für 9737 ½ Lübsche Gulden an die Freie Reichsstadt Lübeck. Die Verbindung mit der „Königin der Hanse“ prägte Mölln in mancherlei Hinsicht. Heute noch erhaltene Gebäude wie das Rathaus (1373) und das Ensemble des Stadthauptmannshofs (mit Bauten von 1411 und 1550) entstanden in dieser Zeit. 1391 und 1409 wurde die Stadt von zwei verheerenden Bränden fast völlig zerstört. Teile der noch bestehenden ältesten Bürgerhäuser stammen aus der Zeit des Wiederaufbaus um 1410.
In die Lübecker Zeit fällt auch die Einführung der Reformation. 1531 erhielt die Stadt eine lutherische Kirchenordnung.
Lübeck baute Mölln zu einer „Festung an der Salzstraße“ aus. Von der einstigen Stadtbefestigung mit ihren Wällen, Mauern, Toren und Türmen sind heute allerdings nur noch wenige Reste erhalten. Neben den architektonischen Besonderheiten und einer Reihe hervorragender Kunstschätze in St. Nicolai ist auch das städtische Selbstbewusstsein ein Erbe der langen Bindung an Lübeck. 324 Jahre dauerte es, bis die Herzöge aus dem Geschlecht der Askanier die Stadt wieder einlösen konnten.
Nur wenige Jahre nach der Rückgabe der Stadt starb das askanische Herrschergeschlecht aus. Zunächst gelangte das Herzogtum Lauenburg und mit ihm die Stadt Mölln an Lüneburg-Celle, danach an die Kurfürsten von Hannover, die ab 1714 auch Könige von Großbritannien waren. Die hannoversche Herrschaft hatte bis zum Jahr 1803 Bestand. Danach wurde das Herzogtum Lauenburg in die kriegerischen Auseinandersetzungen hineingezogen, die durch das Vormachtstreben des napoleonischen Frankreich ausgelöst worden waren. Für mehr als ein Jahrzehnt litt die Stadt unter wechselnden Besatzungen, die Einquartierung, Naturallieferungen und zusätzliche Steuern forderten. Von 1810 bis 1813 wurden Stadt und Herzogtum sogar dem Kaiserreich Frankreich angegliedert – die Möllner wurden französische Staatsbürger! 1813, während der Freiheitskriege, war Mölln dann Schauplatz zweier Gefechte, an die Denkmäler am Lütauer See und im Hohen Holz erinnern. Das Lützowsche Freikorps mit dem „Turnvater“ Jahn hat hier gekämpft.
Der Wiener Kongress brachte die Verbindung des Herzogtums Lauenburg in Personalunion mit der Krone Dänemarks. Die dänische Herrschaft tastete die traditionellen Strukturen und Gesetze des Herzogtums kaum an. In einer Zeit, in der sich in ganz Europa rasante Veränderungen auf vielen Gebieten Bahn brachen, änderte sich in diesem Teil des dänischen Gesamtstaates nur wenig. Die Bestrebungen der Revolution von 1848, die sich auch in Mölln artikulierten, zeigten zwar den dringenden Reformbedarf und den Wunsch vieler nach veränderten Strukturen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, konnten aber nur wenig bewirken.
Nach dem Sieg der Preußen und Österreicher über die Dänen im Krieg von 1864 wurde das Herzogtum Lauenburg schließlich im Jahre 1865 zunächst in Personalunion mit Preußen verbunden, danach wurde es ein preußischer Landkreis in der Provinz Schleswig-Holstein. Erst jetzt wurden „von oben“ Reformen in Gang gesetzt, durch die das Land Anschluss an die neue Zeit fand.
Auch das Wirtschaftsleben der Stadt hatte bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts nur wenige verändernde Impulse erfahren. 1845 lebten etwa 2700 Einwohner in Mölln. Wie seit Jahrhunderten spielten Handel, Handwerk und Gewerbe mit ihrer engen Verbindung zum ländlichen Umland die Hauptrolle. Bis zu dieser Zeit blieb die Stadt innerhalb ihrer mittelalterlichen Grenzen. Auch die damals schon in Verfall geratenen Befestigungsanlagen standen zum Teil noch. Aber die technischen, wirtschaftlichen und sozialen Modernisierungsprozesse hatten auch für die Möllner erhebliche Veränderungen zur Folge. Schon in dänischer Zeit war das Straßennetz modernisiert und die Eisenbahnlinie von Lübeck nach Büchen gebaut worden. 1851 wurde die Strecke, die das Stadtbild nachhaltig veränderte, eröffnet. Der neue Eisenbahndamm teilte nun den Möllner See und die Stadt wuchs allmählich auf den damals noch außerhalb liegenden Bahnhof zu. Auch wenn die Voraussetzungen für eine größere Industrieansiedlung fehlten, wurden doch in Bahnhofsnähe einige größere Betriebe wie z.B. eine Eisengießerei errichtet.
Wichtiger aber dürfte die Eisenbahn für den Aufschwung des sich entwickelnden Ausflugsverkehrs aus den Großstädten gewesen sein. Die reizvolle Lage, die Popularität Till Eulenspiegels und bald auch die Möglichkeiten eines Kurortes zogen immer mehr Besucher an.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dehnte sich die Stadt weiter aus. Die Zahl der Einwohner stieg bis zum Ersten Weltkrieg auf etwa 4600 Einwohner.
Vor 1914 wurden die Wasser-, Gas- und Stromversorgungsnetze eingerichtet. Am 16. Juni 1900 wurde der Elb-Trave-Kanal eingeweiht (heute: Elbe-Lübeck-Kanal), die zu dieser Zeit die modernste Binnenwasserstraße Deutschlands. Mölln erhielt dadurch einen florierenden Hafen.
Trotz dieser Entwicklungen blieb der kleinstädtische Charakter Möllns erhalten. Die Folgen des Ersten Weltkriegs trafen besonders die in Mölln stark vertretenen mittelständischen Schichten, was den Aufstieg des Nationalsozialismus in der Stadt begünstigte. Seit 1935 arbeitete im Süden Möllns ein wichtiger Rüstungsbetrieb, die Heeresmunitionsanstalt Mölln. Während des Krieges wurden zahlreiche Lazarette in Mölln eingerichtet.
Eine entscheidende Zäsur in der Geschichte der Stadt bedeutete das Ende des Zweiten Weltkriegs. In Mölln, das von äußeren Zerstörungen verschont geblieben war, suchten Tausende von Flüchtlingen, Vertriebenen und Evakuierten aus den zerbombten Großstädten Zuflucht. Die Zahl der Einwohner hatte sich in den Jahren von 1943 bis 1951 auf über 14.000 Personen mehr als verdoppelt. Gewaltige Anstrengungen waren notwendig, die Neuhinzugekommenen mit Wohnraum, Arbeitsplätzen, Ausbildungsstätten und Freizeiteinrichtungen zu versorgen.
Neue Stadtviertel entstanden besonders im Süden der Stadt, in der heute rund 18.500 Menschen leben. In den sechziger und siebziger Jahren wurde die Entwicklung Möllns zum Mittelzentrum und zum Kurort vorangetrieben. Die staatliche Anerkennung als Kurort erfolgte 1970, als Mittelzentrum ist Mölln seit 1974 eingestuft. Die Erhaltung und Sanierung historischer Bausubstanz sowie die Lösung der Verkehrsprobleme stellten ebenfalls wichtige Ziele dar.
Die Nähe der innerdeutschen Grenze, die nur wenige Kilometer östlich verlief, hatte über vier Jahrzehnte großen Einfluss auf die Entwicklungsmöglichkeiten der Stadt und der umgebenden Region gehabt.
Mit der Öffnung der Grenze und der deutschen Einheit stellten sich andere Aufgaben und neue Perspektiven für die Zukunft Möllns öffneten sich.
Möllns Altstadt hat den Status eines „Stadtdenkmals“ erhalten. Durch die Sanierung des Altstadtkerns konnte wertvolle Bausubstanz erhalten werden. Herausragende Bauwerke sind neben der Nicolaikirche das Ensemble des Stadthauptmannshofs und das Historische Rathaus, in dem seit 1993 das stadtgeschichtliche Museum untergebracht ist.
Die von rechtsgerichteten Tätern verübten Brandanschläge vom 23. November 1992, bei denen drei Türkinnen starben und viele Menschen verletzt wurden, rückten den Namen der Stadt weltweit in die Schlagzeilen. Mölln setzte gegen diese menschenverachtenden Anschläge ein Zeichen: Mit dem Ziel, das Miteinander unterschiedlicher Kulturen zu fördern, wurde 1995 die Internationale Begegnungsstätte gegründet. Ebenfalls im Kontext der Möllner Brandanschläge entstand das „Möllner Folksfest“, bei dem alle zwei Jahre Musikerinnen und Musiker aus ganz Europa in der Stadt auftreten.
Alle drei Jahre finden seit 1997 die Eulenspiegelfestspiele statt und verwandeln den Marktplatz mit seinen historischen Gebäuden für rund zwei Wochen in eine Theaterkulisse.
Zu Beginn des neuen Jahrtausends ist im Norden Möllns ein großes Neubaugebiet entstanden. Auf dem Schulberg konnte im Jahr 2000 der Neubau des Marion-Dönhoff-Gymnasiums bezogen werden und 2010 wurde die Stadtwerke-Arena als neue Sportstätte eingeweiht. 2012 öffnete das Naturparkzentrum Uhlenkolk mit vielfältigen Bildungs- und Naturerlebnisangeboten seine Pforten. 2016 wurde das neue Familienbad „Möllner Welle“ fertiggestellt, das an der Stelle des früheren Kurmittelhauses und Bewegungsbades entstanden ist.