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Das Kindervogelschießen in Mölln

  • Freizeit, Feste und Veranstaltungen

Das Kinder-Vogelschießen gehörte seit dem 19. Jahrhundert zu den wichtigsten und schönsten öffentlichen Festen in Mölln. 

Auguste Oppermann, die in der Apotheke in der Marktstraße aufgewachsen ist, beschreibt in ihren Lebenserinnerungen, wie dieses Fest vor 150 Jahren gefeiert wurde: „Dass Pfingsten unser Vogelschießen war, das war greifbare Tatsache, und zwar eine wundervolle. Dieses alljährlich stattfindende Kinderfest wurde höchst ernsthaft und wichtig genommen.“

Schon Wochen vor dem Fest bereiteten sich die Schülerinnen und Schüler auf diesen großen Tag vor. Die Spielmannszüge begannen mit den Proben, die Armbrüste wurden kontrolliert und Kleider und Uniformen hergerichtet. 

Am Morgen des Festtages zog die gesamte Schuljugend in langem Zug zum Vogelschießergrund. Die Mädchen trugen dabei mit Blumen und frischem Grün umwundene Bügel. Die Bevölkerung der Stadt nahm großen Anteil an diesem Umzug. 

In der Mitte des Festplatzes war „eine hohe Stange errichtet, auf deren Spitze ein großer, aus Holzteilen locker zusammengefügter, grellbemalter Vogel befestigt wurde, nach welchem die Knaben in geordneter Reihenfolge schossen […] Für einen besonders erfolgreichen Schuss gab’s […] einen silbernen Teelöffel, für den Königsschuss, der den letzten kleinen Rumpfteil des Vogels herunterholte, gar einen silbernen Esslöffel oder eine einfache Taschenuhr.“

Nach dem erfolgreichen Abschluss des Preisschießens wurde im Schützenhof gefeiert: „Der Schützenwirt […] hatte in seinem langen Saale Tische gedeckt und für ein opulentes Mahl gesorgt. Dieses üppige Festessen bestand in einer Unmenge geschnittener, belegter Butterbrote, bei denen der geriebene grüne Kräuterkäse eine hervorragende Rolle spielte. Getrunken wurde dazu ‚Punsch‘, aus Wasser und Saft bestehend, der so belebend und erheiternd auf alle wirkte, dass das Lachen und Schwatzen bald […] überwältigend wurde.“  Ein Ball, der bis zehn Uhr abends dauerte, schloss den Tag ab. „Beseligt schlief man ein in dem Gefühl, ein wunderherrliches Fest gefeiert zu haben“, schreibt Auguste Oppermann.

Zuweilen erregte das fröhliche Fest allerdings die Besorgnis der Kirche. Pastor Rudolph schrieb 1816 in einem Brief an den Magistrat, in dem er darum bat, „ein solches Unwesen zum wahrhaften Segen unsrer Jugend für immer abzustellen.“ 

Als Gründe führt er u.a. Folgendes an:

  1. „Es ist nicht zu leugnen, dass durch die heut zu Tage zur Mode gewordenen übertrieben - angreifenden und erhitzenden Tänze nicht selten der Keim zu einem siechen und kränkelnden Leben, zur Auszehrung und zu einem frühzeitigen Tode gelegt wird, wovon sich Beyspiele, besonders bey dem weiblichen Geschlechte, in Menge finden.
  2. Durch diese wilde Erhitzung, verbunden mit dem Genuße geistiger Getränke, welche bey einem solchen Gelage mit zur vollständigen Ergötzlichkeit zu gehören scheinen, und durch die frühzeitige, am hiesigen Orte besonders auffallende, dreiste Annäherung beyder Geschlechter, werden Triebe geweckt, deren beschleunigte Zeitigung nicht anders als verderblich auf die physische und moralische Wohlfahrt der Kinder wirken kann.“

Glücklicherweise folgte der Magistrat dem Ansinnen des Pastors nicht und das Kindervogelschießen blieb bis in die 1960er Jahre ein Höhepunkt im Möllner Veranstaltungskalender.

Quellen: 

  • Auguste Oppermann, Eine Kindheit in Mölln, Husum 1995. 
  • Stadtarchiv Mölln Nr. 2446 „Gesuch für die Schuljugend nach dem Vogel schießen und im Wirtshause beim Tanz sich erlustigen zu dürfen“ 1816-1844.
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