Die Energie- und Treibhausgas-Bilanz für Mölln

(Jahre 2013 - 2020)

Wo stehen wir aktuell in Mölln in Sachen Treibhausgas-Ausstoß? Wie viel Ausstoß verursacht jede/r einzelne Möllner:in? In welchen Bereichen werden die meisten Treibhausgase verursacht?

Zum Beginn des Integrierten Klimaschutzkonzeptes hat das Team, bestehend aus Klimaschutzmanagerin und Beratungsbüro, eine sogenannte Energie- und Treibhausgas-Bilanz für Mölln erstellt. Ziel einer Energie- und Treibhausgasbilanz (Energie- und THG-Bilanz) ist es, flächendeckend Bilanzen nach verschiedenen Sektoren sowie verschiedenen Energieträgern aufzustellen. Mithilfe dieser Analyse kann ermittelt werden, wie viel Treibhausgase aktuell im Stadtgebiet produziert werden und folglich für eine Klimaneutralität möglichst verhindert bzw. verringert werden müssen.

Der Zeitrahmen für die Bilanzierung erstreckt sich von den Jahren 2013 bis 2019. Das Startdatum ist darin begründet, dass frühere Verbrauchsdaten der Stadtwerke auf Grund von Tarifumstellungen nicht mit den Folgejahren vergleichbar sind. Das Jahr 2020 ist hier zwar nachrichtlich aufgeführt, es sind jedoch Sondereffekte auf Grund der COVID-19 Pandemie zu erwarten. Daher wird das Basisjahr 2019 als letztes verfügbares Jahr ohne Sondereffekte herangezogen.

Die Ergebnisse
Abbildung 1: Entwicklung der THG-Emissionen in Mölln im Zeitraum 2013-2020.

Die Energie- und THG-Bilanz der Stadt Mölln zeigt, dass sich der Energiebedarf zu je ca. einem Drittel den Haushalten, den Gewerben & Industrie sowie dem Verkehrssektor zuordnen lassen. Die THG*-Emissionen, die sich direkt kommunalen Einrichtungen zuordnen lassen, liegen mit ca. 2 % deutlich geringer. 

Im zeitlichen Verlauf zeigt sich, dass sich die Gesamtemissionen der Stadt Mölln in den vergangenen Jahren nur leicht reduziert haben (vgl. Abbildung 1). Der Rückgang, der zu beobachten ist, ist dabei in erster Linie auf den sinkenden THG-Emissionsfaktor im Stromsektor zurückzuführen. Die Emissionen pro Einwohner bewegen sich mit 7,0 t CO2e/a im Jahr 2019 insgesamt jedoch im Vergleich zum Bundes- (10,1 t CO2e/a) und Landesdurchschnitt (10,8 t CO2e/a) auf niedrigerem Niveau (vgl. Tabelle 1). Im Jahr 2014 ist eine Absenkung der CO2-Emissionen im Vergleich zum Vorjahr und zum Folgejahr zu erkennen. Der Grund hierfür liegt in einem warmen Winter in diesem Zeitraum begründet. Die höheren Temperaturen bedingen einen entsprechend vermindertem Energiebedarf und somit auch verminderte Treibhausgasemissionen.  

*THG = Treibhausgase

Die Ergebnisse im Detail
Tabelle 1: Indikatoren für die Energie- und THG-Bilanz von Mölln (Stand: 2019).

In der nebenstehenden Tabelle werden für das Bilanzierungsjahr 2019 die zentralen Indikatoren der Energie- und THG-Bilanz dargestellt. Bei der Analyse der Indikatoren fällt auf, dass der Anteil erneuerbarer Energien am Wärmeverbrauch mit 4,66 % sehr gering ist und deutlich unter dem Bundesschnitt liegt. Der geringe Anteil liegt darin begründet, dass in Mölln überwiegend Erdgaskessel, gefolgt von Heizölkesseln genutzt werden. Es gibt lediglich ein kleines Wärmenetz auf dem Schulberg, das anteilig mit Biogas beheizt wird. Bei den vorhandenen Biomasseheizungen (Kaminen) in den Wohngebäuden handelt es sich in erster Linie um Zusatzheizungen, die im Vergleich zu den fossilen Hauptheizungen nur wenig genutzt werden.

Der niedrige Anteil der Kraft-Wärmekopplung am Gesamtwärmebedarf liegt darin begründet, dass der weit überwiegende Teil der Wärme durch Einzelfeuerungsanlagen bereitgestellt wird.

Abbildung 2: Endenergiebedarf der Haushalte in Mölln je Energieträger (Stand: 2019).

In den Haushalten von Mölln wird, wie auch im Bundesdurchschnitt üblich, mit Abstand die meiste Energie für Raumwärme und Warmwasser aufgewendet und nur ca. 16 % der Energie in Form von Strom verbraucht (vgl. Abbildung 2). Bei der Wärmebereitstellung der Möllner Haushalte dominieren die fossilen Energieträger, wobei der große Anteil des Erdgases hervorzuheben ist. Der hohe Anteil von Erdgas liegt darin begründet, dass es einerseits ein flächig ausgebautes Erdgasnetz gibt und andererseits nur ein vergleichsweise kleines Wärmenetz am Schulberg existiert.

Die Datengrundlage für den Haushaltsbereich sind die Art der Feuerungsstätten, kumulierte Erdgasverbrauchs- und Fernwärmedaten der Stadtwerke und abgeleitete Energiebedarfswerte der Wohnhäuser aus den vorliegenden Geoinformationssystem (GIS)-Daten in Kombination mit der Gebäudetypologie aus dem Zensus.

Abbildung 3: Endenergiebedarf GHD & Industrie in Mölln je Energieträger (Stand: 2019).

Ebenso wie bei den privaten Haushalten wird der Energiebedarf der Privatwirtschaft in Mölln weit überwiegend fossil gedeckt (siehe Abbildung 3). Es ist auffällig, dass die Nutzung von Strom ein Drittel des Energiebedarfs im Sektor GHD & Industrie ausmacht. Dies liegt in den Prozessen des verarbeitenden Gewerbes und Handwerks begründet.

Abbildung 4: Endenergiebedarf Verkehr in Mölln je Energieträger (Stand: 2019).

Im Jahr 2019 verbrauchte jede/r Möllner:in ca. 5 MWh durch motorisierten Individualverkehr (MIV). Als MIV wird dabei die Nutzung von PKW und Krafträdern im Personenverkehr bezeichnet.  

Der höchste Anteil des gesamten Endenergiebedarfs im Sektor Verkehr der Stadt Mölln - und zwar über 70 % - ist auf den PKW zurückzuführen. Dabei werden 2019 knapp 65 % der PKWs in Mölln mit Benzin betrieben, gut 30 % mit Diesel. Der Anteil reiner Elektroautos ist mit 0,16 % (2020: 0,27 %) noch sehr gering. Ähnlich verhält es sich mit den ausgestoßenen Treibhausgasemissionen. Über 70 % der auf den Sektor Verkehr zurückzuführenden klimaschädlichen Emissionen werden durch die Mobilität mit dem PKW verursacht – und zwar 28.902 t im Jahr 2019. 

Die Datengrundlage für den Fahrzeugbestand liefert das Kraftfahrt-Bundesamt. Die für die Berechnungen notwendigen Angaben zur Endenergie, zu den THG-Emissionen sowie zu den durchschnittlichen Fahrzeugkilometern basieren auf dem Transport Emission Model (TREMOD).  

Energie und Wärme 

Der Energiebedarf der Kommune ist mit knapp 8.000 MWh pro Jahr, was einem Anteil von 2 % am gesamten Energiebedarf der Stadt Mölln entspricht, eher gering. Entsprechend gering ist der Anteil der THG-Emissionen, die der Kommune direkt zuzuschreiben sind. Rund ein Drittel des kommunalen Energiebedarfs ist auf den Verbrauch von Strom zurückzuführen. Wiederum knapp ein Drittel dieses Strombedarfs kann bereits durch Eigenerzeugung über die Kläranlage gedeckt werden. Der Rest wird aus dem Netz bezogen. 

Die restlichen zwei Drittel des Energiebedarfs werden für die in den kommunalen Einrichtungen verwendete Wärme benötigt. Fernwärme macht dabei einen Anteil von 70 % aus, gefolgt von Erdgas (24 %) und Öl ( 3 %). Der hohe Anteil an Fernwärme in diesem Bereich kommt durch die Nutzung des vorhandenen Wärmenetzes auf dem Schulberg, das anteilig mit Biogas beheizt wird, zustande.  

Kommunale Flotte 

Die aufgewendete Energie für den kommunalen Fuhrpark macht 2019 einen Anteil von 0,62 % am gesamten Energiebedarf des Sektors Verkehr in der Stadt Mölln aus. Über 85% des kommunalen Fuhrparks werden derzeit mit Diesel betrieben. Langfristig soll sich dies ändern und auf alternative Antriebstechnologien umgestellt werden. Bereits heute gibt es zwei Elektro-Fahrzeuge, für die Jahre 2021 / 2022 ist die Anschaffung weiterer Elektro-Fahrzeuge geplant. Zudem bietet die Stadt Mölln seit 2021 das Jobticket für die Angestellten der Stadt, inkl. 40 € Bonus, an.

Für das Integrierte Klimaschutzkonzept der Stadt Mölln wurde grundsätzlich das Territorialprinzip BUND für die Bilanzierung gewählt. Das bedeutet, dass alle Energiebedarfe und damit verbundenen Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) berücksichtigt werden, die innerhalb der Stadtgrenzen auftreten. Die THG-Emissionen werden bei diesem Ansatz im Strombereich über den Bundesdurchschnitt und bei allen anderen Energieträgern auf Basis des territorialen Endenergiebedarfs berücksichtigt.  

Bezüglich der Datenbeschaffung wird eine Mischung aus der Bottom-Up-Methode und der Top-Down Methode angewandt. Dabei wird darauf geachtet, dass eine möglichst hohe Datengüte erreicht wird.  

Bei der Bottom-Up-Methode werden einzelne gemessene Daten auf möglichst feinem Raster (Gebäude, Liegenschaft) erhoben und summiert. Der Datenschutz kann bei dieser Methode problematisch sein. Zudem stehen die Daten häufig nicht so fein zur Verfügung. 

Bei der Bottom-Up-Methode werden landes-, oder kreisspezifische Daten genutzt. Es ist klar, dass bei dieser Methode spezifische Eigenheiten verloren gehen. 

Die Energie- und THG-Bilanz wurde auf Grundlage öffentlich verfügbarer sowie anonymisierter Daten erstellt. Somit können keine Rückschlüsse aus der Bilanz auf einzelne Verbraucher:innen gezogen werden.

Für leitungsgebunde Energieträger (Strom, Erdgas, Fernwärme) wurden aggregierte Daten je Nutzergruppe über einen Fragebogen angefragt und durch die Vereinigte Stadtwerke GmbH bereitgestellt. Der Wärmebedarf sowie Energieträgermix für die weiteren Wärmeanwendungen wurde mithilfe der Daten der Bezirksschornsteinfeger sowie der Baualtersklassen des Zensus in Kombination mit den typischen Energiebedarfskennwerten ermittelt. Die Daten des Verkehrssektors ergeben sich aus den Zulassungszahlen der Fahrzeuge in Mölln in Verbindung mit den typischen Fahrleistungen aus dem Transport Emission Model (TREMOD) der ifeu gGmbH. Die Bedarfswerte der kommunalen Liegenschaften sowie der kommunalen Fahrzeugflotte wurden verwaltungsintern erhoben und für das Klimaschutzkonzept aufbereitet.

Die Emissionsfaktoren für die Ermittlung der Treibhausgasemissionen sind dem Globalen Emissions-Modell Integrierter Systeme (GEMIS) entnommen. Die verwendeten Emissionsfaktoren beziehen somit einerseits die Vorketten und andererseits alle Klimarelevanten Gase ein. Das bedeutet, dass alle CO2-Emissionen im Rahmen des vorliegenden Klimaschutzkonzeptes als CO2-Äquivalente inklusive energetischer Vorketten zu betrachten sind.

Der Zeitrahmen für die Bilanzierung erstreckt sich von 2013 bis 2019. Das Startdatum ist darin begründet, dass frühere Verbrauchsdaten der Stadtwerke auf Grund von Tarifumstellungen nicht mit den Folgejahren vergleichbar sind. Das Jahr 2020 ist hier zwar nachrichtlich aufgeführt, es sind jedoch Sondereffekte auf Grund der COVID-19 Pandemie zu erwarten. Daher werden die Potenzialanalysen und Szenarienentwicklungen auf dem Basisjahr 2019 als letztes verfügbares Jahr ohne Sondereffekte erstellt.