Der Doktorhof
Der Doktorhof, im Norden der Stadt Mölln gelegen, hat einem ganzen Stadtteil den Namen gegeben, dem „Doktorhofgebiet“. Betrachtet man die älteste Flurkarte der Stadt aus dem frühen 18. Jahrhundert, ist der Doktorhof das einzige Gebäude, dass sich in diesem Gebiet vor dem Wassertor befunden hat. Seine Geschichte reicht bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts zurück.
Der Möllner Kaufmann Hinrich Rötger baute sich 1654 eine Sommerresidenz vor dem Wassertor. Dieses Gebäude wurde später von der Stadt erworben und 1696 dem Arzt von Burgsdorf als Wohnsitz zugewiesen. Der Arzt sollte vor den Toren der Stadt mögliche Pestkranke behandeln. „Hier außerhalb der Stadt sollte dieser die Kranken behandeln und, um Fremde aus der Stadt fernzuhalten, erteilte der Rat die Schenk- und Bleichergerechtigkeit sowie die Freiheit zum Beherbergen von Fremden, damit jede Ansteckungsgefahr von außerhalb vermieden werde“, schreibt Hermann Röhrs.
Es ist nicht bekannt, ob tatsächlich Pestkranke auf dem Doktorhof behandelt wurden. Nach 1712 ist die Seuche im Herzogtum Lauenburg nicht mehr aufgetreten. Dr. von Burgsdorf übernahm eine neue Aufgabe in Hannover und das Anwesen wurde von der Stadt verkauft. Obwohl „nie wieder ein Arzt in seinen Räumen eine Praxis betrieb“, behielt der „Doktorhof“ seinen Namen und entwickelte sich zu einer beliebten Gaststätte.
(Höhnk, Helene: „Der Doktorhof“, in: Möllner Heimatblatt 2. Jg. Nr. 6, September 1936.
Röhrs, Hermann: „Der Doktorhof“, in: „Mölln. Handel, Handwerk, Bürgertum“ Zusammenstellung und Bearbeitung Lothar Obst, Mölln 1988, S. 189-190)